In der politischen Debatte im Vorwahlkampf, in der Diskussion um die Attraktivität unserer Stadt, in der Arbeit der Zukunftskommission scheint eines gesetzt zu sein: Die Wirtschaft muss wachsen!
Doch dieser Glaubenssatz, der seit Jahrzehnten die Wirtschaftspolitik bestimmt, bleibt nicht länger unhinterfragt. Die Folgen des unbegrenzten Wachstums in den reichen Ländern – skandalöse globale Ungleichheit, Klimakatastrophe, Ökonomisierung aller Lebensbereiche – sind längst unübersehbar. Die alten Versprechen von Vollbeschäftigung und wachsendem Wohlstand für alle werden nicht erfüllt. Das blinde Vertrauen ins Wachstum bröckelt; kaum jemand glaubt noch, dass “Immer mehr” sinnvolles und alleiniges Ziel des Wirtschaftens sein darf.
Es ist an der Zeit, uns über eine Wachstumswende Gedanken zu machen: eine Neuorientierung von Politik und Wirtschaft ist notwendig. Nicht mehr Wachstum, sondern die Orientierung an einem Guten Leben für Alle – demokratisch gestaltet, global gerecht und ökologisch verantwortlich – muss Ziel des Wirtschaftens sein.
Ein “Weiter so” kommt vor dem Hintergrund von Demokratie-, Ungleichheits-, und ökologischen Krisen nicht in Betracht. Einfache Antworten auf die Frage nach dem Guten Leben kann es zugleich auch nicht geben. Also möchten wir eine Debatte darüber anstoßen, wie dieses Gute Leben für alle, jenseits des Wachstums, aussehen kann. Und zwar ganz konkret in Bremen.
Das Aktionsbündnis Wachstumswende Bremen, getragen von über 20 zivilgesellschaftlichen Organisationen, ist in den letzten zwei Jahren mit hunderten Menschen zu dieser Frage ins Gespräch gekommen. Am 20.06.2018 haben wir erneut vor der Bürgerschaft den Ideen der Bremerinnen und Bremer für eine Wachstumswende zugehört und uns am Abend mit Abgeordneten der Bürgerschaft über die Ergebnisse ausgetauscht. Als Anregung – nicht als Patentrezept – haben wir drei provokante aber machbare Forderungen formuliert um zu skizzieren, wie wir uns Aspekte der Wachstumswende in Bremen vorstellen.
Auf unserem Blog stellen wir in den nächsten drei Wochen unsere Forderungen vor – und freuen uns, darüber ins Gespräch zu kommen!