Idee der Woche: (Viel) Weniger Arbeiten

In den vergangenen Monaten hat die Gewerkschaft IG Metall für einige Aufregung gesorgt, indem sie nicht nur mehr Lohn, sondern auch eine kürzere Arbeitszeit forderte. Arbeitgebervertreter sahen das Ende der Welt (oder zumindest des Kapitalismus) nahen. Tatsächlich war die Forderung – nach einem Recht auf eine zeitlich begrenzte Arbeitszeitreduzierung auf 28 Stunden unter bestimmten Bedingungen und ohne Lohnausgleich – gemäßigt bis brav. Vergessen scheint, dass bis vor wenigen Jahren die Reduzierung der Wochenarbeitszeit mehr als ein Jahrhundert lang eine der Kernforderungen der Gewerkschaften war.

Mittlerweile auch wieder: Wir für weniger! Copyright: CC BY-SA 2.0 Die Linke NRW via Flickr.

Dabei ist der Einsatz für verkürzte Arbeitszeiten heute so dringend wie eh und je. Statt Produktivitätsgewinne durch Roboter und Digitalisierung durch Mehrproduktion zu kompensieren, sollte die Arbeitszeit in gleichem Maße verringert werden. Zumindest für niedrige und mittlere Einkommen kann und sollte das bei vollem Lohnausgleich und auf Kosten der Profitmargen der Shareholder und der Managergehälter geschehen. So müsste nicht immer mehr Zeug produziert werden, nur um Arbeitslosigkeit zu verhindern. Wenn in Zukunft sogar eher weniger Unnötiges (wie Waffen, SUVs, Werbung oder Selbstüberwachungsgadgets) produziert wird kann die Arbeitszeit noch schneller sinken. Eine weitere Reduzierung würde zudem die Schaffung neuer Arbeitsplätze in „kurzer Vollzeit“ ermöglichen, um Arbeit besser zu verteilen und die Armut und das Stigma, die in unserer Gesellschaft mit Arbeitslosigkeit einhergehen, zu reduzieren.

Der Postwachstumsökonom Niko Paech schlägt in seinem Buch „Befreiung vom Überfluß“ eine Lohnarbeitszeit von 20 Stunden pro Woche vor. In der verbliebenen Arbeitszeit soll besonders die regionale Wirtschaft gestärkt werden. Für die nun für viele frei werdenden 20 Stunden schlägt Paech Tätigkeiten vor, die die Produktion von Industriegütern und die individuelle Abhängigkeit vom Konsum verringern, und die eine Postwachstumsgesellschaft lebensfreundlicher machen: (gemeinschaftliche) Eigenproduktion, Reparatur, Aufbau von sozialen (Nachbarschafts-)netzen, politische und ehrenamtliche Tätigkeit.

Weitere gute Gründe, weniger für Geld zu arbeiten, erkunden wir in einer der kommenden Wochen.

Ein Beitrag von Lukas Warning

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